Einen engen Kompressionsstrumpf richtig über das Beim zu streifen, kann ziemlich anstrengend sein. Vor allem wenn man keine Hilfsmittel zur Verfügung hat. Das Wichtigste ist, dass der Strumpf tatsächlich passt und nicht zu eng ist. Sonst wird das Anziehen und das längere Tragen sehr unangenehm. Anziehen sollte man die Strümpfe am besten morgens, direkt noch vor dem Aufstehen.
Zieht man die Strümpfe später an, sind die Beine ggf. schon angeschwollen, was das Überstreifen erschwert. Wenn es nicht anders geht, kann man sie auch am Tag anziehen, wenn man vorher die Beine für 3-5 Minuten hochlegt. Die Füße sollten ganz trocken oder sogar leicht gepudert sein. Wer eine Hautcreme verwendet, kann vorher einen dünnen Nylonstrumpf als Gleitsocke überziehen, um das Anziehen der Kompressionsstrümpfe zu ermöglichen.
Um den Strumpf leichter überstreifen zu können, kann man diesen mit der Hand aufrollen, so dass die Zehen direkt in die Spitze des Sockens gesetzt werden können. Danach zieht man den Strumpf bis über den Knöchel, bis er über dem gesamten Fuß straff sitzt. In dieser Position können noch Korrekturen vorgenommen werden. Wenn zum Beispiel die Naht nicht richtig sitzt, den Socken einfach nach links oder rechts drehen, bis alles passt. Nun kommt das restliche Bein. Den aufgerollten Socken nach oben Richtung Knie ziehen, so dass dieser immer straff auf der Haut anliegt. Oben angekommen kann man nochmals die Position im oberen Bereich anpassen, damit die Haut nicht unangenehm in eine Richtung gezogen wird.
Um das Anlegen der Strümpfe zu erleichtern, bieten einige Hersteller spezielle Hilfsmittel an. Welche Anziehhilfe am besten ist, kommt auf den Anwender an. Wir stellen Ihnen im Folgenden 7 verschiedene Hilfsmittel vor, die alle in einem Youtube-Video gezeigt und erklärt werden. Sie können selbst entscheiden, welche Anziehhilfe Ihnen am meisten zusagt.
Als einfache Anziehhilfe für Kompressionsstrümpfe ist dieses Metallgestell bestens geeignet. Man stülpt dabei den Socken über die halbrunde Stange in der Mitte und steigt dann mit dem Fuß hinein. Durch die Griffe an den Seiten kann man den Socken ganz einfach bis zum Knie hochziehen. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Socke schon auf dem Metallgestell gleichmäßig verteilt ist. Dann wird der Druck auch am Fuß gleichmäßig sein. Das Metallgestell kostet zwischen 16 € und 25 €, was im Vergleich zu anderen Anziehhilfen recht preiswert ist.
Diese Anziehhilfe wurde speziell von der Firma Sigvaris entwickelt. Dabei muss der Kompressionsstrumpf erst über einen länglichen Zapfen gezogen werden, um ihn dann mit einem runden Schaumgummi rückwärts wieder abzuwickeln. Der Schaumgummi hilft dann, den Kompressionsstrumpf über das Bein zu streifen und die Kompression gleichmäßig zu verteilen. Der Schaumgummi ist sehr gut zum Reisen geeignet, da er im Koffer kaum Platz benötigt. Mit einem Preis von ca. 70 € ist diese Anziehhilfe allerdings auch sehr teuer.
Diese Anziehhilfe funktioniert nur, wenn man Kompressionsstrümpfe mit offenen Zehen verwendet. Das Plastiksäckchen wird dabei als erstes über den Fuß gestülpt und die Socke darüber angezogen. Durch das spezielle Material des Beutels gleitet der Kompressionsstrumpf einfacher über das Bein. Nachdem der Socke bis ganz nach oben gezogen wurde, kann man den Plastikbeutel durch das Zehenloch wieder entfernen. Der Vorteil dieser Anziehhilfe ist natürlich, dass sie auf jede Reise mitgenommen werden kann und sogar ins Handgepäck passt. Die Kosten belaufen sich auf 20 € - 30 €.
Der mechanische Spanner ist für Kompressionsstrümpfe mit einer hohen Kompressionsklasse gedacht. Bei einer Kompressionsklasse von 3 oder 4 kann es besonders für ältere Menschen sehr anstrengend sein, sich diese selbstständig anzuziehen. Mit dieser Anziehhilfe kann man die Socken mit einem Drehhebel zuerst auseinander spreizen und dann gemütlich einsteigen. Leider werden vom Hersteller keine Preise kommuniziert.
Als Ersatz für den Pflegedienst ist die Iloma Anziehhilfe allerdings durchaus einen Versuch wert. Diese Anziehilfe kann man leider nicht online erwerben und selbst auf der Webseite gibt es nur wenige Informationen. Anfragen können aber an die Iloma GmbH, Auf dem Winkel 1, 49086 Osnabrück gestellt werden.
Diese Plastikrutsche ist besonders praktisch, wenn sie bereits mit gespanntem Kompressionsstrumpf neben dem Bett bereit steht. So muss man morgens nur noch aus dem Bett in die Socke steigen, was sehr schnell und unkompliziert geht.
Im Lieferumfang befindet sich auch eine Ausziehhilfe, was bei stärkeren Kompressionsklassen ebenfalls sehr erleichternd sein kann, besonders wenn man Probleme hat, sich zu bücken oder im Sitzen die eigenen Zehen nicht berühren kann. Mit einem Preis von knapp 60 € ist auch diese Anziehhilfe eher hochpreisig.
Eine sehr einfache aber effektive Anziehhilfe ist ein Plastikring, mit dem der Kompressionsstrumpf aufgewickelt wird. Danach wird der Strumpf zusammen mit dem Ring über das Bein gezogen. Allerdings muss die Socke an manchen Stellen noch nachgezogen werden, da die gleichmäßige Verteilung der Kompression trotz Ring nicht ganz einfach ist.
Dennoch ist der Ring ein Kandidat für längere Reisen und Flüge, da er bereits mit aufgespannter Soche locker ins Handgepäck passt und zur Not sogar im Flugzeug verwendet werden kann. Mit einem Preis von 10 € ist er eine der günstigsten Anziehhilfen.
Das einfachste Hilfsmittel sind spezielle Gummihandschuhe, die das Greifen und Straffen des Strumpfes deutlich einfacher machen. Hersteller wie Sigvaris haben für das Anziehen ganz spezielle Handschuhe mit Noppen entwickelt, die auf dem Nylon der Kompressionsstrümpfe besonders gut haften. Mit einem Preis von knapp 10 €, sind die Handschuhe die günstigste Anziehhilfe. Haushaltshandschuhe zum Putzen oder Abspülen sind für den Einsatz als Anziehhilfe in der Regel nicht geeignet, weil sie auf Nylon nicht haften.
Kompressionsstrümpfe sollte man gleich am Morgen noch vor dem Aufstehen anziehen. Wenn Sie direkt nach dem Aufwachen auf die Toilette müssen, empfiehlt es sich, sich danach nochmals für 10 Minuten hinzulegen und die Strümpfe dann anzuziehen. Der Grund ist, dass die Beine durch das aufrechte Stehen anschwellen und das Überstreifen der Kompressionsstrümpfe erschweren. Wenn Sie die Strümpfe dennoch mit geschwollenen Beinen anziehen, können diese einschnüren und das Blut im Bein stauen!
Wenn sie die Strümpfe untertags anziehen möchten, legen Sie Ihre Beine für mindestens 15 min höher als ihr Herz. Das geht im Idealfall auf dem Bett mit einem großen Kissen etc. Die Beine sollten dabei möglichst gerade und nicht abgeknickt sein. So kann das versackte Blut wieder zurück in den Kreislauf fließen, was die Beine wieder abschwellen lässt.
Die Kompressionsstrümpfe können den ganzen Tag getragen werden und dass sollte man auch voll ausnützen. Es sei denn, Ihr Arzt sagt etwas anderes oder Sie haben extreme Schmerzen beim Tragen. Bei Schmerzen sollten sie unbedingt bei ihrem Arzt oder in der Apotheke nachfragen und ggf. eine andere Größe wählen. - > Mehr zu diesem Thema im Artikel “Probleme und Nebenwirkungen”.
Das Ausziehen ist etwas einfacher. Dazu mit beiden Daumen einfach links und rechts in die Socke hineinfahren und nach unten drücken, bis die Socke vom Fuß gestreift ist. Alternativ gibt es einige Ausziehhilfen, die besonders für ältere Menschen praktisch sind, da man sich nicht bücken muss.
Es gibt Kompressionsstrümpfe mit einem seitlichen Reißverschluss, der das Anziehen angeblich erleichtern soll. Leider treten durch den Reißverschluss einige Probleme auf, wie zum Beispiel Druckstellen entlang des Verschlusses oder erhöhtes Schwitzen, da die Kompressionsstrümpfe mit Reißverschluss in der Regel dicker sind, als herkömmliche. Nach einigen Meinungen ist die gleichmäßige Kompression durch den Reißverschluss nicht möglich, wodurch sie im medizinischen Bereich auch nicht eingesetzt werden. Für Leute, die nur eine leichte Kompression wünschen, sind die Strümpfe mit Reißverschluss dennoch eine mögliche Alternative.